Ein Meinungsbeitrag von Dirk Völker
Der aufmerksame Beobachter weiss schon länger, dass es um das politische Leben in Widdern und Unterkessach nicht sonderlich gut bestellt ist: hässige Streitereien wie bei S21 nur im Kleinformat; ein Ortsvorsteher samt Stellvertreter, die aus Protest gegen das Agieren des ehemaligen Bürgermeister Olma zurücktreten; schließlich dann eine spektakuläre Abwahl ohne Gegenkandidat eben jenes Bürgermeisters; anonyme Anzeigen gegen den amtierenden Bürgermeister; …. die Liste ließe sich beliebig lang fortsetzen. Irgendwann schreibe ich ein Buch darüber – eine tragische Komödie oder amüsante Tragödie!
Nun zeichnet sich ein neues dieser amüsant-tragischen Kapitel ab: unterkessach.de
Jahrelang gab es für die Unterkessacher nur ein Informationsmedium: das Blättle. Mit der Wahl 2014 wurde ein sehr viel aktiverer Ortschaftsrat eingesetzt. Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung benötigten mehr und intensivere Kommunikation. Anfang 2015 entstand „unterkessach.de“ und war für 12 Monate eine intensiv genutze Plattform für Kommunikation: Informationen, Termine, Bilder … endlich gab es alles was wichtig war an einer Stelle.
Ende 2015 sind mein damaliger Stellvertreter und ich aus Protest gegen das Veralten und Agieren von Bürgermeister Olma zurückgetreten. Nach einiger Zeit der Vakanz wurde Ralf Bleickert neuer Ortsvorsteher. „unterkessach.de“ wurde einfach nicht mehr genutzt. Fünf Jahre wurde die Seite ignoriert, nicht einmal gepflegt, geschweige denn ein Link auf die Seiten der Stadt Widdern gesetzt. Ab 2021 stand die Seite „unterkessach.de“ ganz offiziell zum Verkauf. In 2023 war „unterkessach.de“ eine vollkommen frei verfügbare Adresse. All dies parallel zu intensivsten Aktivitäten der Stadt, die eigene Seite „widdern.de“ mit über 150.000 Euro auf Hochglanz zu polieren. „unterkessach.de“ war damals für die Stadt offensichtlich so unbedeutend, dass man es nicht einmal für notwendig erachtete, die Domain zu pflegen und einen Link nach „widdern.de“ zu setzen.
Im Mai 2023 platzte dann die Informationsbombe „Solarparks“ und machte deutlich, wie sehr es in Unterkessach an Kommunikation und Transparenz mangelt. Auf der Suche nach einer geeigneten Adresse im WWW fand ich „unterkessach.de“ wieder und konnte sie am 25.05.2023 problemlos neu registrieren. Mein Ziel: eine Informationsseite von Unterkessachern für Unterkessacher. Hier darf jeder (Unterkessacher) schreiben und damit ganz im Sinne der demokratischen Meinungsvielfalt sicherstellen, dass sein Beitrag eine Chance hat, gesehen zu werden.
Inzwischen hat die Seite an manchen Tagen 70 Nutzer und durchschnittliche Engagement Rates größer 95%. Es gibt (mit diesem) 25 Artikel von 7 Autoren und ettliche Kommentare. Der Ortschaftsrat hat eine eingene Kategorie, in der Ortsvorsteher Bleickert auch bereits 5 Artikel gepostet hat. Bislang sind insgesamt fünf Autoren registriert, die eigenständig Artikel hinzufügen können. Weitere dürfen gerne hinzukommen! Es ist ein wenig schade, dass das Thema Solarparks derzeit so dominiert, aber das wird sich über die Zeit auch wieder ändern.
Gestern erreichte mich dann dieses Anwaltsschreiben mit der Aufforderung der Stadt Widdern, den Betrieb von „unterkessach.de“ einzustellen. Über sieben Jahre seit Anfang 2016 war „unterkessach.de“ vollkommen egal. Selbst zum Start der Seite im Juni 2023 gab es nicht einmal den geringeste Hinweis, dass es vielleicht Irritationen gäbe. Ortsvorsteher Bleickert nutzt die Seite und hat bislang 20% der Beiträge beigesteuert. Und nun plötzlich und ohne Vorwarnung dieses Schreiben!?
Meine Interpretation: hier reagieren Teile des Gemeinderats auf zwei besonders kritische Artikel: „Wollen Sie uns für dumm verkaufen!?“ und „Mehr Bürgerbeteiligung – offensichtlich nicht gewünscht“ sowie auf die Berichterstattung aus der Gemeinderatssitzung vom 21.09.2023. Wo man mangels Argumenten nichts erreicht, soll jetzt anderweitig Druck gemacht werden. Und die Verwaltung lässt sich vor den Karren dieser politischen Manöver spannen.
Noch existiert „unterkessach.de“ und wenn ich meine Anwälte höre, wird dies auch künftig so bleiben. Es wäre nicht das erste Gerichtsverfahren, dass ich gegen die Stadt gewinnen würde. Vielleicht sollte man sich vor weiteren eskalierenden Schritten und Ausgaben auf Kosten der Bürger zunächst die bisherige eigene Erfolgsbilanz anschauen! Und einen Anwalt engagieren, der zumindest richtig recherchieren kann, bevor er offensichtlich falsche Anschuldigungen macht.
Lang leben Meinungsfreiheit und Transparenz!!!
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