Vor zwei Wochen hatte ich zufällig mitbekommen, dass die geplanten Solarparks in Unterkessach doch wohl etwas großzügiger werden sollten, als ich bislang gedacht hatte. Erst hieß es, es seien wohl 30ha, dann waren es 40ha … tatsächlich sollen nun also 52ha Solarfabriken nach Unterkessach kommen.
52ha Solarfabriken (oder 73 Fußballfelder – oder das Doppelte der bebauten Fläche von Unterkessach und Volkshausen) … und es gibt keinen Aufschrei im Dorf!? Hier profitieren wenige glückliche Landbesitzer auf Kosten der Allgemeinheit, die künftig grau-glitzernde Photovoltaik-Panele bis zum Horizont erdulden muss, die Sonntags-Spaziergänge künftig zwischen zwei Maschendrahtzäunen macht und beim nächsten Hochwasser gegen noch mehr Wasserdruck ankämpfen muss. Und noch immer regt sich kein Wiederstand?
Nach meinem Ausflug in die Lokalpolitik hatte ich mir geschworen, hier so schnell nicht wieder aktiv zu werden. Aber diese Situation konnte ich nicht einfach unkommentiert lassen. Ich habe sofort versucht, die Planungen publik zu machen und zwei Tage später eine Unterschriftenaktion gestartet.
Nun – zwei Wochen später und mit Unterschriften von knapp 40% der Unterkessacher Wähler – zeigt sich, dass es richtig war, nicht einfach mal wieder die Schultern zu zucken und den Kopf über das Agieren (bzw. Nicht-agieren) des Widderner Gemeinderats zu schütteln.
Um für künftige gemeinsame Kompromisse offen sein zu können, muss ich hier erst einmal ganz deutlich meine Wut zu Papier bringen (dies ist ein Meinungs-Artikel und daher darf er durchaus subjektiv sein):
- Es kann nicht sein, dass der von den Bürgern Unterkessachs gewählte Ortsachftsrat seine Befangenheit als Ausrede nimmt, nicht intensiver über ein gigantisches, das Dorf deutlich veränderndes Projekt zu informieren! Wenig Information = wenig Wiederstand … kann es vielleicht sein, dass dies den befangenen Ortschaftsräten ganz recht war!?
- Es ist eine Bankrotterklärung des Gemeinderats, wenn man im Gremium einfach alle privaten Solar-Projekte gutheißt und keinerlei Rahmen definiert. Andere Gemeinden haben einen Grenzwert für Bodenpunkte definiert oder einen Mindestabstand zur Bebauung gesetzt. Der Gemeinderat sollte unser Zusammenleben in Widdern und Unterkessach ausgewogen gestalten … und sich nicht vor den Karren einiger weniger Solar-Schürfer spannen lassen.
- Mir ist es unbegreiflich, wie man ernsthaft über Photovoltaik in der Größenordnug von 6% unserer Fläche reden kann, wenn der Gesetzgeber Größenordnungen von 0,2% fordert. Welchen Vorteil haben wir als Dorf, wenn wir 30-mal mehr Photovoltaik realisieren als gefordert?
- Ich empfinde es schlicht als ein unverschämtes Schein-Argument der Solarfabrik-Lobbyisten, wenn es wieder und wieder heißt „Warum erst jetzt? Warum habt ihr nicht schon früher etwas gesagt? Das ist doch jetzt zu spät!“.
Es kann doch nicht sein, dass es hier eine Holschuld der Betroffenen gibt! Das wäre ja ähnlich absurd wie wenn es vollkommen legal wäre, wenn man ein geparktes Auto beschädigt und sich anschließend – der Eigentümer hat den Schaden ja (noch) nicht bemerkt – einfach ohne Information verdrückt.
Wer Projekte in dieser Größenordnung plant, hat eine klare informative Bringschuld und hätte alle Einwohner intensiv und rechtzeitig informieren und einbeziehen müssen!!
Hier reicht es nicht, auf ein kostenpflichtiges Amtsblatt zu verweisen oder auf öffentliche Sitzungen. Die 140 Unterschriften zeigen deutlich, dass sehr viele Menschen hier nicht ausreichend informiert sind. - Und meinen Lieblings-Kommentar durfte ich in den vergangenen Tagen auch ein paar Mal hören: „Ich bin ja eigentlich auch dagegen, will aber keinen Ärger“ … wer sind denn die Verursacher, die den Ärger machen … doch nicht diejenigen, die sich wehren! Mal ganz abgesehen davon, dass es nun wirklich nicht viel Zivilcourage benötigt, zu seiner Meinung bezüglich einer Photovoltaik-Anlage auch öffentlich zu stehen.
So … das musste jetzt mal sein. Ich hoffe, dass wir gemeinsam einen Weg und Kompromiss finden, mit dem wir alle in Unterkessach wieder so gut und glücklich leben können, wie vor dem Photovoltaik-Desaster.
Nun ist es an den Eigentümern und Projektierern, sich zu überlegen, wie auch die knapp 40% der Unterkessacher überzeugt werden können, die sich an der Unterschriftenaktion beteiligt haben – und die vielen anderen, die „ja eigentlich auch dagegen sind“.
Vielleicht ist das insgesamt weniger Fläche, vielleicht mehr Sichtschutz durch Hecken und Bäume, vielleicht Agri-Photovoltaik, vielleicht eine Entzerrung der Flächen, … Vielleicht aber auch die Unterstützung eines kommunalen Projektes, von dem alle Unterkessacher profitieren (wenn ich richtig informiert bin, wurde damals die Wilhelm-Frey-Halle als Kompensation für die Autobahnbrücke gebaut). Ich bin gespannt auf kreative Vorschläge!
Schreibe einen Kommentar