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52ha Photovoltaik sind zu viel für Unterkessach!

Auf Unterkessacher Gemarkung sollen drei Solarparks mit einer Gesamtfläche von 52ha entstehen. Das ist doppelt so viel wie die gesamte bewohnte Fläche von Unterkessach und Volkshausen. Das sind 73 Fußballfelder. Das ist zu viel für Unterkessach !!!

Ja, Wohlstand braucht Energie. Und ja, wir brauchen diese Energie relativ schnell und unabhängig von Gas oder Öl und damit ist Photovoltaik eines der bevorzugten Mittel der Wahl. Doch die derzeitige Stimmung erinnert an einen kopflosen Goldrausch. Und die Fehler die dabei heute begangen werden, haben wir dann 20-40 Jahre sprichwörtlich vor der Haustür.

Wer kann es einem Landeigentümer übel nehmen, wenn dieser sich bei risikolosen, wetterunabhängigen Pachteinnahmen von bis zu 3.400 Euro pro Jahr und Hektar lieber für Solarertrag entscheidet, als die Flächen für Erträge von um die 1.000 Euro selber zu bewirtschaften oder für 300-400 Euro an andere Landwirte zu verpachten!?

Doch wer schützt bei diesem durch die heftige einseitige Förderung der Photovoltaik enstandenen Ungleichgewicht das Ortsbild? Wer schützt die Pächter, die gutes Ackerland verlieren, deren Kosten aber gleich bleiben?

Auch wenn die Themen öfter im Gemeinderat behandelt wurden – eine klare Linie, ganz zu schweigen vom Willen einer breiten Bürgerbeteiligung, ist nicht erkennbar. Dies obwohl der Beschluss des Rats vom 24.11.2022 noch lautete: „Der Gemeinderat beschließt das sich die Investoren also auch die Bürger miteinander in Verbindung setzen um gegebenenfalls eine einheitliche Lösung zu finden. Wenn keine Einigung gefunden wird steht den Bürger eine freie Wahl der drei Optionen zur Verfügung.“ (Link zum Dokument)

Von wegen freie Wahl durch den Bürger: stattdessen wurde diekt im Januar der Aufstellungsbeschluss für den Solarpark 1 und im Februar für die Solarparks 2 und 3 beschlossen. Nun heißt es in den Protokollen der Sitzung plötzlich, „Die Entscheidung der Gremien [im Jahr 2022] war schließlich, dass man jedem Bieter / jeder Interessengruppe die Möglichkeit zur Realisierung geben möchte“. Offensichtlich kann man im Rathaus/Gemeinderat nicht einmal mehr die eigenen Protokolle richtig lesen. Wie wir wissen, gab/gibt es keine freie Wahl durch die Bürger, sondern einen Blankocheck des Gemeinderats zur Realisierung aller Projekte. Eigentlich ein Wunder, das angesichts dieser Situation nicht noch viel mehr Solarprojekte geplant werden! Goldrausch!!

Ich glaube, dass ich für eine ganze Reihe von Menschen aus Unterkessach spreche, wenn ich drei Punkte kritisiere:

1) Wir realisieren deutlich mehr als die Landesvorgaben für Freiflächen-Photovoltaik

Das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg fordert, dass „Gebiete in einer Größenordnung von mindestens 0,2 Prozent der jeweiligen Regionsfläche für die Nutzung von Photovoltaik auf Freiflächen festgelegt werden“.
Unterkessach hat eine Fläche von 8,6km2, Widdern gesamt 25,2km2. 52ha für Photovoltaik wären dann 6,0% bzw. 2,1%. Wir würden damit weit überproportional durch Photovoltaik-Anlagen belastet werden und ganz grob gerechnet mindestens das 40-fache unseres Eigenbedarfs produzieren. Von der zusätzlichen Windenergie des Windparks Hardthäuser Wald ganz zu schweigen.

2) Wir nutzen dafür gutes und in Teilen sehr gutes Ackerland

Ich bin kein Landwirt, aber in den letzten Tagen habe ich immer wieder gehört, dass teilweise die besten Böden Unterkessachs zu Photovoltaik-Flächen gemacht werden sollen.

Bodenpunkte bzw. die Ackerzahlen können ein objektives Kriterium liefern, ob ein Acker nun „gut“ oder „schlecht“ ist. Sie können im Internet auch für Unterkessach und die betroffenen Flurstücke nachgschaut werden. Alle betroffenen Äcker weisen Werte zwischen 37 und 62 aus und sind damit im deutschlandweiten Vergleich gute bis sehr gute Äcker. Grafische Darstellung der Bodenqualitäten hier.

3) Wir werden ein sehr deutlich verändertes Ortsbild haben

Aus gutem Grund können in Deutschland Landeigentümer mit Ihrem Land nicht einfach machen, was sie wollen. Jeder, der mal einen Bauantrag eingereicht hat, kann davon Geschichten erzählen. In Summe aber führt dies dazu, dass wir erfolgreich den Wildwuchs vermeiden, den wir in so manch anderem Land im Urlaub kopfschüttelnd bestaunen dürfen. Zusätzlich sorgt z.B. der Denkmalschutz dafür, dass teils ganze Ensembles in ihrer Gesamtheit erhalten bleiben.

Unterkessach war 1991 auf Landesebene Gold-Dorf und auf Bundesebene Bronze-Dorf bei „Unser Dorf soll schöner werden“. Und nun wollen wir es tatsächlich zulassen, dass unser Neubaugebiet von einem riesigen Solarpark „gekrönt“ wird!?

Alle drei Solarparks weisen Stärken und Schwächen auf:
SP3 ist kaum sichtbar hat dafür die besten Böden.
SP2 ist katastrophal für den Anblick des Dorfs, hat aber das beste Sonnenpotential auf den vergleichsweise schlechtesten Böden.
SP1 dominiert die Landschaft aufgrund seiner schieren Größe von 37ha, ist aber zumindest vom Dorf aus weniger sichtbar und auf vergleichsweise eher mittelmäßigen Böden

Ich denke, nur im Gespräch miteinander als Dorfgemeinschaft werden wir vielleicht einen tragfähigen Kompromiss finden können: auf weniger Fläche, unter Erhalt der besten Böden und ohne massive Sichtbarkeit. Letztlich leben wir hier alle gut und gerne zusammen – eine Situation wie die Jagsttalbahn-Diskussion in Widdern sollten wir vermeiden!

Damit wir aber „Verhandlungsmasse“ in der Hand haben, rufe ich dazu auf, das Bürgerbegehren gegen den Auflassungsbeschluss der Solarparks 2 und 3 zu unterschreiben. Die Einspruchsfrist gegen den Auflassungsbeschluss von Solarpark 1 ist bereits abgelaufen – ich hoffe aber, dass auch die Eigentümer dieser Flächen und die projektierende ZEAG sich Ihrer Verantwortung für unsere Dorfgemeinschaft bewusst sind. Andernfalls bleibt zu prüfen und zu hoffen, ob nicht ggf. Verfahrensfehler vorliegen – z.B. die im November 2022 vom GR beschlossene aber nicht realisierte Einbeziehung der Bürger in den Entscheidungsprozess.


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Eine Antwort zu „52ha Photovoltaik sind zu viel für Unterkessach!“

  1. Patrick Corbani, Unterkessach

    zum Text ….grob gerechnet mindestens das 40-fache unseres Eigenbedarfs produzieren…. zu dem wir als Anwohner sicher zu 100% keinen Vorteil haben werden.
    Sehr verständliche Darstellung seitens Herr Völker.

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